Neues Land, letztes Land und wir starten gleich ab Tag 1 in der Hauptstadt Bogota voll durch. In den ersten zwei Tagen hat das Kolumbien wirklich sofort einen unheimlich guten Eindruck hinterlassen und wir sind hellauf begeistert. Dann kam Tag 3 …
… aber wir beginnen am Anfang 🙂
Der Bus-Flug-Taxi-Reisetag von Cancun nach Bogota verlief absolut reibungslos und wir fielen todmüde in unser Hostelbettchen, im bunten und lebendigen Stadtteil „La Candelaria“, dem historischen und kulturellen Herz Bogotas. Gleich am nächsten Morgen haben wir an einer sehr interessanten Stadtführung teilgenommen und viel über die Geschichte, die Kultur und das tägliche Leben Bogotas gelernt. Hui, ganz schön turbulente (alte und junge) Vergangenheit hat diese Stadt – und dieses Land. Nachdem wir uns mit dem Nationalgericht „Ajaco“, einer dicken Hühnersuppe mit Kartoffeln, Kapern und verschiedenem Gemüse gestärkt haben (die Energie reicht mal leicht für drei Tage 😉 ), haben wir uns, passend zum nachmittäglichen Regenguss, ins „Museo del Oro“, dem Goldmuseum der Bank der Republik Kolumbien, verdrückt. Man sagt ja, „Eldorado“, die sagenumwobene Stadt aus purem Gold sei nie gefunden worden, aber ich sag euch, das dafür benötigte Gold hatten die Kolumbianer auf jeden Fall … und sie wussten auch definitiv damit umzugehen. Am Abend haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, das erste kolumbianische Bier zu testen. In einer kleinen, sehr bekannten Craft-Beer Brauerei aus Bogota haben wir uns durchs Menü gekostet. Ein perfekter Tag.
Tag 2 haben wir mit einem kolumbianischen Frühstück in einem Traditionsgasthaus gestartet. Es gibt kolumbianische Tamales – in Bananenblätter gekochter Reis mit Hühnchen und Gemüse. Weniger … wie sagt man am besten … bekömmlich … ist das süße Frühstück „Cocholate con Queso“ das aus verzuckerter heißer Schokolade, zwei Brötchen und einem großen Stück Käse besteht. Der Käse wird in kleine Stücke gebrochen und in der Schokolage geschmolzen. Einmal und nie wieder … Wer ist denn bitte auf diese Idee gekommen?!?!
Zum Glück gibt’s in Bogota viele Museen, denn als wir das Lokal verlassen, sieht’s schon wieder nach Regen aus. Wir besuchen das nach dem kolumbianischen Maler und Bildhauer Fernando Botero benannte „Museo Botero“, um die berühmten Bilder von molligen (die Kolumbianer sagen „fetten“) Menschen und Tieren zu bewundern. Anschließend besichtigen wir die Kirche „Santuario Nuestra Señora del Carmen“, schlendern durch die Straßen, probieren Streetfood, bewundern Streetart, und, und, und … Bogota hat einfach viel zu bieten!
Und dann kam Tag 3. Bereits am Abend unserer Ankunft haben wir erfahren, dass es am 21.11. einen landesweiten Generalstreik geben wird, der auch den öffentlichen Verkehr lahmlegen wird. Wir haben beschlossen unseren Reisetag eine Nacht nach hinten zu verschieben und unseren Aufenthalt zu verlängern. Schon am Tag vor der „Manifestation“ werden Regierungsgebäude und Sehenswürdigkeiten verhüllt, um sie vor Schäden zu schützen – es wird wohl doch mehr als ein friedlicher Streik erwartet. Grund genug für uns, uns am Vortag mit Lebensmitteln zu versorgen und am 21.11. im Hostel zu verschanzen. Die Demonstrationen starteten am frühen Morgen und verlaufen erst friedlich. Gegen 15:00 Uhr kippt die Stimmung. Vermummte Demonstranten beginnen am Hauptplatz zu randalieren. Die Polizei räumt mithilfe von Tränengas den Platz, was die Stimmung aufheizt und die Demonstranten über die ganze Stadt verteilt. Innerhalb einer Stunde eskaliert die Situation, als es um 18:00 Uhr dunkel wird, sitzen wir gemeinsam mit den anderen Hostelbewohnern und einem „gestrandeten“ älteren Pärchen, das bei uns Zuflucht gesucht hat, im „Wohnzimmer“ und sind plötzlich ungewollt mitten im Geschehen. Auseinandersetzungen finden jetzt auch direkt vor unserer Türe statt. Die Franzosen unter uns, sie scheinen solche Situationen gewöhnt zu sein, statten sich mit Taucherbrillen und Töpfen voll Wasser aus und helfen den von Tränengas geplagten Demonstranten. Selbst im Raum müssen wir uns inzwischen vermummen, weil das Tränengas überall ist … Die Polizei rückt immer weiter in unsere Richtung vor und die unbewaffneten Demonstranten zerlegen die gepflasterten Gehsteige, um mit den Ziegeln auf die Polizisten zu werfen. Schließlich müssen wir die Türen schließen, es wird lauter und lauter, bis wir die Hunde und Funkgeräte der Polizei vor unserem Hostel hören und es wenige Minuten später still wird. Die Demonstranten werden Stück für Stück aus dem Zentrum verdrängt, bis sich die Situation, sicher auch dem heftigen Regen gedankt, vollkommen auflöst.
Am nächsten Morgen ist alles ruhig, allerdings wurde die Stadt, wie ihr auf den Bildern seht, ziemlich auseinandergenommen. Für diesen Abend haben wir einen Nachtbus nach Salento gebucht, einem kleinen Kaff inmitten der Kaffeeplantagen. Als wir gegen 17:00 Uhr in unserem Hostel sitzen und aufkommende Unruhen auf der Straße hören, beschließen wir, sofort ein Taxi zum Bahnhof, der außerhalb der Stadt liegt, zu nehmen und dort auf unseren Bus zu warten. Doch wir sind zu spät. Keine Taxis mehr verfügbar, die Straßen sind dicht, die Situation ist, ohne dass wir es bemerkt haben, wieder hochgekocht. Nach etlichen Versuchen bekommen wir, wie durch ein Wunder, ein Uber (gefühlt das Einzige, das noch fährt) und können unser Glück kaum fassen. Doch Fahrer kommt wegen einer Straßensperre nicht zu uns durch. Wir beschließen kurzer Hand, ihm entgegenzugehen. Nur zwei Blocks von unserem Hostel entfernt sehen wir bereits die Wolken aus Tränengas. Wir schaffen es zum Taxi und überhäufen unseren Fahrer Jair mit Danksagungen. Er bringt uns sicher zum Bahnhof, wo wir 4h vor Abfahrt unseres Buses vor einer prallgefüllten Wartehalle stehen. Die Buse fahren nicht, zu gefährlich. Ab 21:00 Uhr wird eine Ausgangssperre verhängt und wir hoffen, dass sich die Situation dann beruhigen wird. Hat sie leider nicht, Bogota ist in der Nacht von 22. auf 23. komplett eskaliert, unser Bus ist zum Glück trotzdem um kurz nach 22:00 Uhr gestartet und hat uns an unser Ziel gebracht.
Vor wenigen Stunden sind wir in dem wunderschönen, ruhigen, sicheren Salento angekommen und warten gerade in unserem Hotel auf unser Zimmer … Dusche und Bett – wir kommen!!!
Gut, dass Kolumbien das letzte Land auf unserer Reise ist. Die lassen uns ja nirgends mehr einreisen, wenn dann jedes Mal das Chaos ausbricht …
18.11.2019 – 22.11.2019
Bin ich f r o h, dass wieder alles gut gegangen ist. Hoffentlich beruhigt sich die Lage in Bogota bis zu eurem Rückflug!!!
Viel Vergnügen noch!!!!
Liebe Grüße aus der Kälte