Nach Cochabamba kommt man hauptsächlich zum Essen, heißt es in diversen Reiseführern. Da war für uns schnell klar, dass wir hier einen Stopp einlegen müssen!
Als wir schließlich durch die Stadt spazieren, wundern wir uns sehr, wie untouristisch es hier ist. Wir haben ungelogen keinen einzigen anderen Touri entdeckt! Wo sind die denn generell alle? Ist Bolivien so untouristisch? Oder sind die alle im Loki Hostel in La Paz hängen geblieben? Liegt es vielleicht an der aktuellen Situation mit den Wahlen, die in zwei Wochen stattfinden? Wir haben bisher nur friedliche Kundgebungen erlebt …
Wo keine Touristen, da natürlich auch keine touristische Infrastruktur. Aber irgendwo in den Weiten des Internets finden wir schließlich eine Telefonnummer und organisieren uns eine Walkingtour mit dem wunderbaren Pedro.
Er führt uns in die Geschichte der Stadt ein, berichtet viel über die Kultur und das Essen, zeigt und erklärt uns einige wunderschöne Straßenmalereien, stellt uns am Markt der Kartoffelfachverkäuferin seines Vertrauens vor und er hat auch noch einige lustige Anekdoten auf Lager.
Z.B.: Der Condor am Hauptplatz ist aus purem Silber – bis auf die „falschen“ Flügel – die Richtigen wurden auf dem Postweg gestohlen und sind seitdem unauffindbar 😀
Sehr interessant ist auch die Geschichte der Frauen Cochabambas. Sie gelten als besonders stark und mutig, weil sie die Stadt gegen die Spanier verteidigt haben. Noch heute werden sie als „Cocholitas“ bezeichnet und sind im ganzen Land dafür bekannt, besonders selbstbewusst und modern zu sein. Das Wort Cocholita setzt sich aus Cochabamba und Cholita, der Bezeichnung für die indigenen Frauen Boliviens, zusammen. Als der arme Pedro vor einigen Jahren vom traditionellen La Paz nach Cochabamba zog, war er mehr als verwirrt, als sein Date am Ende des Abends die Rechnung bezahlte 😉
Die meisten Bewohner Cochabambas sind Katholiken, vermischen die Religion allerdings mit vielen ursprünglichen Bräuchen, Ritualen und Symbolen aus den Tagen vor den Spaniern. Viele Kirchen stehen leer, weil weder Besucher noch Priester zu finden sind. Das konnte nicht einmal die zweitgrößte Christusstatue der Welt (die größte steht momentan übrigens in Polen) ändern, die seit 1994 auf die Bewohner der Stadt herabblickt. Da wir inzwischen totale Gondelfans sind, fuhren wir hoch, um uns das ganze aus der Nähe anzusehen.
Da es sonst nicht viele Highlights in Cochabamba gibt, haben wir viel Zeit mit Flanieren und Essen (war alles viel zu gut um es zu fotografieren 😉 ) verbracht. In der Region ist das ganze Jahr Frühling, was wohl auch an der Lage von „nur“ 2558 m über dem Meer liegt. Wir genießen es, mit den Locals, in etwas, das einem Biergarten sehr nahekommt, im T-Shirt (!!!) Fußball zu schauen.
Und zu guter Letzt eine wichtige Info für alle, die sich immer noch fragen, was das seltsame Titelbild darstellen soll: Das ist eine der 4.000 Kartoffelarten, die in Bolivien heimisch sind 🙂
05.10.2019 – 08.10.2019
Als Vorwand für einen Umweg:
Da sollte St. Miguel de Velasco nicht weit sein. Beim dortigen Kloster sollte die “Tante im Busch” ruhen. Für eine Blumenniederlegung würde ich danken. Ob sie tatsächlich so beliebt war, wie verschiedene Sorores Gerüchte verbreiteten?
Wir haben das Amazonasgebiet wegen den Waldbränden gemieden und als wir deinen Kommentar gesehen haben waren wir leider auch schon zu weit im Südwesten. Wir werden in der nächsten Kirche die wir besuchen eine Kerze für die „Tante im Busch“ anzünden!