So, es wird Zeit, euch endlich in unseren Masterplan einzuweihen. Und euch zu zeigen, dass auf Reisen nicht immer alles so Rund läuft, wir man sich das wünschen würde …
Erstmal zu unserem Masterplan: Ihr wisst ja, das wir am liebsten über Land und am allerliebsten mit dem Zug reisen. Wir sind immer auf der Suche, nach schönen und aufregenden Zugreisen. Und wir haben eine entdeckt. Wir möchten bis in den nördlichsten Teil Vietnams fahren, dort nach China einreisen und von China weiter nach Laos. Seit kurzem (teilweise wurden die Zugstrecken erst während der Pandemie eröffnet) ist das alles, quasi lückenlos, mit dem Zug möglich. Insgesamt sind das, ohne gröbere Umwege, ca. 3700 KM von Ho Chi Minh City bis Vientiane, der Hauptstadt Laos.
Das kleine Problemchen, dass China noch keine Touristen ins Land lässt, ignorieren wir vorerst einfach mal 😀 Wir sind optimistisch, verfolgen die Medien und tatsächlich haben wir Glück: Wir befinden uns bereits in Vietnam als die chinesischen Behörden von einem Tag auf den anderen die Grenzen wieder öffnen. Yeah!
Das chinesische Visum können wir in Ho Chi Minh City (HCMC) beantragen, aber wir müssen erst unser Vietnam Visum verlängern, damit sich das zeitlich alles ausgeht. Aber einfach verlängern ist zur Zeit nicht möglich. Also müssen wir ausreisen, in unserem Fall nach Kambodscha, um dann sofort wieder nach Vietnam einzureisen, um nochmal 30 Tage bleiben zu können.
Und so kommen wir zu den aufreibenden Tagen, die wir hier als „Borderrun“ bezeichnen, und die alles andere als Rund gelaufen sind. Für die ganze Aktion brauchen wir also sowohl ein vietnamesisches, als auch ein kambodschanischen eVisa. Das für Vietnam hatten wir schon, die ursprüngliche Einreise war in Ha Tien (das Symbol findest du auch auf der Karte unten) geplant, ganz in der Nähe von Phu Quoc. Dann kam das erste Problem auf: Wir konnten hier zwar wieder nach VIETNAM EINREISEN, aber beim beantragen des Visums für Kambodscha mussten wir feststellen, dass wir mit einem eVisa dort nicht nach KAMBODSCHA einreisen können! Echt jetzt? Das haben wir doch schon mal gemacht … Covid. Also mussten wir das KAMBODSCHANISCHE Visa für eine anderen Grenzübergang beantragen. Der nächste war nur ca. 60 KM von HCMC entfernt. Wir haben das Visum für dort beantragt und außerdem einen Flug nach HCMC gebucht. Um Zeit zu sparen haben wir uns auch noch für einen geplanten und organisierten Borderrun mit einer Agentur angemeldet. Wir kamen langsam ein wenig unter Zeitdruck, denn unseren Termin beim chinesischen Visa Service Center mussten wir schon vor Wochen fixieren, und zwar für den Tag nach dem Borderrun.
Am Morgen nach unserem Flug, setzen wir uns mit 10 anderen Reisenden in einen Minivan und fahren Richtung Grenze. Am frühen Nachmittag sollten wir zurück sein. In unserem vietnamesischen Visum steht zwar der falsche Grenzübergang, aber im Internet haben wir gelesen, dass man dieses Problem mit 2-3 USD einfach „lösen“ kann und auch die „Borderrun“-Agentur hat nichts bemängelt. Aber es war dann leider doch ein Problem! Zu Fuß reisen wir, ohne Gepäck, das blieb natürlich in unserer Unterkunft in HCMC, aus Vietnam aus, nach Kambodscha ein und machen sofort kehrt um das selbe in umgekehrter Reihenfolge zu wiederholen. Lange Rede kurz: Wir durften, aufgrund des falschen Grenzübergangs, nicht wieder einreisen. Jetzt standen wir also ohne Geld, ohne Internet, ohne Gepäck in Kambodscha und hatten erstmal wirklich keinen Plan, was wir jetzt tun sollten. Ein neues Visum zu beantragen dauert drei Tage. Wir MUSSTEN aber am nächsten Morgen wieder in HCMC sein, denn wir hatten ja den Termin für unser China Visum. Aber war das überhaupt noch machbar? Und wenn ja, wie? Normalerweise trinken wir in so einer Situation erstmal ein Bierchen, aber uns blieb keine Zeit. Wir mussten wirklich schnell handeln und nicht verzweifeln.
Wir haben alle Optionen durchgedacht und es blieb nur eine Lösung: Wir mussten einen privaten Fahrer finden, der bereit war, uns so schnell wie möglich in den Süden, an die „richtige Grenze“ zu bringen, bevor diese um 18:00 Uhr schließt. Direkte Straße gibt’s natürlich keine, wir müssen den Umweg über Phnom Penh nehmen. Im Anschluss müssen wir in Vietnam den Nachtbus erwischen (und noch ein Ticket bekommen), der uns zurück nach HCMC bringt, damit wir am nächsten Vormittag unseren Termin schaffen.
Ich kürze das jetzt hier ab, denn es gab noch einige Komplikationen, einiges an vor- und zurück, Hoffnungen, Enttäuschungen, und ein bisschen Lehrgeld. ABER: Am Ende haben wir es, mit irre viel Glück und Gelassenheit geschafft! Nach 20 Stunden und ca. 710 KM in Minibus und Nachtbus sind wir, mitten in der Nacht wieder in unserm Hotelzimmer angekommen. Oh Gott waren wir erleichtert!
Nach nur drei Stunden Schlaf klingelt der Wecker und wir mussten ins chinesische Visa Zentrum. Ich erspar euch jetzt Details darüber, wie wir dort die darauffolgenden Stunden mit bürokratischem Wahnsinn gequält wurden. Sonst nehmen wir solche Dinge ja gelassen, aber an diesem speziellen Morgen … nur soviel: Eva war kurz davor zu gehen, und einfach heim zu fliegen. Schon vom schreiben wächst die Lust auf ein Bier 😉
Jetzt heißt es eine Woche zittern und warten bis zu unserem zweiten Termin. Wir werden sehen, ob sich der ganze Ärger gelohnt hat und wir das chinesische Visum auch wirklich bekommen. Erstmal brauchen wir dringend eine Pause, und deshalb tun wir’s den Locals gleich und fahren (ohne Pass 😨) übers Wochenende ins bei Saigonern beliebte „Vung Tao“.
19.04.2023 – 23.04.2023
wtf … das ist ja Krimi pur … ihr solltet nach eurer Rückkehr das Material unbedingt für Stand Up Comedy verwenden … passt auf euch auf. Hugs Marco
Ganz schön aufregend eure Reise nach China!!!!
Aber ich sag’s ja: Ihr seid echte Glückspilze (und natürlich auch Organisationstalente) und kommt auch über weite Umwege ans Ziel 🙂
Weiterhin alles Gute und viel Glück…