Khajuraho ist ein kleiner, relativ ruhiger Ort, der unter Touristen für seine „erotischen Tempelanlagen“, ein Weltkulturerbe, bekannt ist. Wir sind in einem wunderbaren Guesthouse, bei einer unglaublich netten Familie untergekommen und haben uns dort vom ersten Moment an richtig wohl gefühlt. Auf der gemütlichen Dachterrasse, die wir uns nur mit dem quirligen Haushund Jack und dem symphytischen Schweden Hakan teilen mussten, haben wir viel Zeit verbracht und wurden von unseren Gastgebern mit Essen und Trinken verwöhnt. Wir konnten sogar lernen, wie man in einer winzigen Küche (die definitiv nicht für drei Europäer gemacht wurde) ein wunderbares Hühnchencurry zaubert 🙂
All das haben wir sehr genossen, vor allem weil wir uns vor der schrecklichen Zugfahrt von Varanasi erholen mussten. Aufgrund des Kumbh Mela Festivals wurde unser Zug von 5 Wagons auf 2km verlängert, was dazu führte, dass wir unseren zugewiesenen Platz in Varanasi nicht finden konnten. In indischen Zügen kann man nicht einfach im Zug zum richtigen Wagon wechseln, also mussten wir in Allahabad, dem Ort an dem an diesem Tag das größte religiöse Fest der Welt endete, von der „General Class“ (schlechteste Klasse ohne Zugangsbeschränkung) in die von uns gebuchte dritte Klasse wechseln. Wir hörten bereits lautes Klopfen von außen als der Zug zum Stehen kam und als die Türen des Wagons geöffnet wurden, strömten uns sofort duzende Inder entgegen, mit einer Aggression und Kompromisslosigkeit als ginge es um ihr Leben. Keine Chance raus zu kommen. Es wurde unfassbar eng, wir konnten uns nicht bewegen, die Luft wurde knapp. Nach einer gefühlten Ewigkeit und aufkommender Panik haben wir es irgendwie, hilfeschreiend und unter aufbringen all unserer Kräfte geschafft, raus zu kommen. Bis auf den Schock, ein paar blaue Flecken und Kratzer ist zum Glück alles gut gegangen und wir haben sogar noch unseren Wagon und einen Platz gefunden (in der dritten Klasse wird der Zugang kontrolliert). Reisetipp: Falls ihr in 12 Jahren, wenn das Fest das nächste Mal stattfindet, in Indien unterwegs sein solltet – keine Reisetage am letzten Tag des Festes planen!
Auf jeden Fall waren wir nach dieser Nacht ziemlich erschöpft und Eva wurde krank. Also waren wir froh um die Gastfreundschaft, die nie versiegende Quelle an Chai und die Tatsache, dass wir ein paar Tage in Khajuraho eingeplant hatten, obwohl man die wichtigsten Attraktionen an einem Tag unterbringen konnte. Die Tempelanlage war beeindruckend und von einer wunderschönen, perfekt gepflegten Gartenanlage umgeben. Warum sie „erotische Tempel“ genannt werden, könnt ihr auf den Bildern sehen 😉
05.03.2019 – 08.03.2019