So, wir sind wieder alleine, und der nächste große Abschnitt unserer Reise beginnt. Am Tag nachdem Marco, Cosi und Tschuul abgereist sind, ging es mit dem Bus weiter Richtung Süden. Bereits auf unserer letzten Reise, sind wir durch das traumhaft schöne und untouristische Mekong Delta gefahren, aber wir haben bei weitem nicht alles gesehen. Hier möchten wir noch einiges nachholen …
Die Fahrt in den Süden ist Teil unseres etwas größeren Plans, denn wir möchten ganz im südwestlichsten Eckchen Vietnams, in Ha Tien, einen Borderrun machen, um ein neues Visum zu bekommen. Touristenvisa gibt es momentan nur für einen Monat und es kann auch nicht verlängert werden.
Mỹ Tho ist nur 70km von Ho Chi Minh City entfernt, und doch ist man gleich in einer ganz anderen Welt. Von der multikulturellen modernen Großstadt direkt ins ursprüngliche traditionelle Vietnam. Die Menschen sind extrem freundlich, offen und hilfsbereit, auch wenn man das Gefühl hat, dass ihnen noch nicht oft Western-Touris über den Weg gelaufen sind und die meisten auch kein einziges Wort Englisch sprechen.
An einem Abend sind wir in einer eher schicken Bar, als ein Mann an unseren Tisch kommt und Roman mit einem überschwänglichen „Hey, nice to meet you again“ begrüßt. Auf Evas Nachfrage, ob er den Mann kennt, kam nur „Stand neben mir am Pissoir“. Aha, das reicht hier wohl schon, um gute Freunde zu sein. Wir unterhalten uns, er scheint sehr stolz zu sein, dass er Englisch sprechen kann (und es sich, nach den paar Bierchen, die er wohl offensichtlich schon hatte, auch anzuwenden traut). Er kommt immer wieder vorbei und bringt uns schließlich seinen 5 Jahre alten Sohn, der auch ein paar Brocken Englisch spricht, und sagt ihm, er soll nun bei uns bleiben, um Englisch zu üben. Unglaublich oder? Was machen wir nun mit dem armen Kind? Malen klappt doch immer. Aus Mangel an Papier nutzen wir unsere Hände als Leinwand. Hätte sich der Herr mal vorher überlegen sollen, bei wem er da sein Kind abgibt, jetzt findet das Kind es jedenfalls richtig toll, fremden Menschen die Hände vollzukritzeln 🙂 Bevor sie gehen, holen sie den Jungen, der nun um einen Bogentheater Kuli reicher ist, wieder bei uns ab. Die Großfamilie verabschiedet sich von uns, als würden wir uns schon ewig kennen.
Ein weiteres schönes Erlebnis war die wundervolle Dame in der Wäscherei. Mitten in der Stadt haben wir einen spottbilligen Laden gefunden, der ein Kilo für nur 10.000₫ (0,39€) wäscht. Kein Wort Englisch natürlich, aber wir kommen zurecht. Als wir unsere Sachen um nächsten Tag abholen, zeigt die Dame auf eine kleine Notiz, die an unserer Wäsche hängt. Übersetzt sinngemäß: „Die Wäsche kostet 50.000₫. Ich habe 50.000₫ in der Wäsche gefunden, also musst du nichts mehr zahlen. Danke!“ Wir sind sprachlos.
Neben den Menschen ist auch die Stadt selbst wirklich sehenswert und lebendig. Sicher auch durch die direkte Lage am Mekong ist am Markt jeden Tag viel los. Es riecht nach Fisch, Flusswasser und Streetfood, und das auf eine sehr gute Art 🙂 Die Stadt wird generalsaniert und ist ein Mix aus sehr alten Gebäuden und neuen, modernen Gegenden, die auf uns fast ein bisschen wie Planstädte wirken. Unser Tourguide erzählt uns, dass die alten Stelzenhäuser am Wasser (ihr könnt sie im Header Bild sehen) bald abgerissen, und die Menschen die dort leben umgesiedelt werden.
An einem Tag machen wir eine Bootstour, zu einer der drei Inseln, die direkt vor der Stadt im Mekong, oder genauer gesagt, einem Seitenstrang des Mekongs, dem Tien River liegen. Die Menschen auf den Inseln leben von der Fischerei und man merkt, dass das Leben hier nochmal ein Stück einfacher ist. Die Tour an sich war aber leider im großen und ganzen ziemlich touristisch. Auf diese Bootstour und auch zum Vĩnh Tràng Temple, den wir später besuchen, verschlägt es viele Tagestouristen.
Was soll man sagen, wir sind jetzt angefixt. Wir wollen mehr vom Delta. Also fahren wir weiter nach Vinh Long …
31.03.2023 – 04.04.2023
… ach, die Malstunde gefällt mir, das haben wir ganz vergessen. Hier regnet es ja seit April quasi durch, da freue ich mich auf die schönen Bilder aus dem mir unbekannten Delta – die Zugreise schaut auch spannend aus. Hugs Marco
BogenTheater-Kugelschreiber sind irgendwann so weit verbreitet, dass die ArcheologInnen der Zukunft sich den Kopf darüber zerbrechen werden.
Bitte bei nächster Weltreise noch Antarktis vorbeischauen und evtl Marianengraben